Ein Reformhaus in Langenthal wirbt auf den sozialen Medien für Erdnüsse – mit einer Verpackung wie aus der Kolonialzeit. Die Juso Oberaargau protestiert.
Ein Tritt durch die Schiebetür des Reformhauses Düby, und weihnächtliche Düfte hüllen einen ein: Schokolade, Gewürze, Nüsse. Eine innere Wärme steigt auf. Dann fällt der Blick auf eine gelbe Plastiktüte gefüllt mit gerösteten Erdnüssen. Darauf abgebildet ist nicht etwa der Samichlaus, sondern ein schwarzes Gesicht mit dicken, roten Lippen und grossen Augen, die Pupillen nach unten gerichtet.
Die Jungsozialistinnen und -sozialisten reagieren in einer Medienmitteilung empört auf die Säckli: «Die Juso Oberaargau verurteilt die rassistische Verpackung der Düby AG Spezialitäten grundlegend und bedauert deren Handeln. Die Stereotypisierung von schwarzen Menschen und BIPOC sowie Abbildnisse, die an Sklavenhandel und Kolonialismus erinnern, müssen wir der Vergangenheit überlassen.»
Samira Martini, Co-Präsidentin der regionalen Juso, sagt am Telefon: «Wir waren erst schockiert und dann enttäuscht, dass solche Abbildungen noch Einzug in unseren Stadtläden finden.» Gerade weil Düby auf Nachhaltigkeit setze und ein breites Sortiment mit Spezialitäten habe. «Und letztlich waren wir wütend, dass sie diese Säckchen so unreflektiert zum Verkauf ausstellen», sagt die Langenthalerin.
Werbung auf Instagram
Sie wurde über Instagram auf die Verpackung aufmerksam. Dort warb Düby für das Nüssli-Säckli, das am Montag im Hinblick auf den Samichlaus-Tag wieder in das Sortiment aufgenommen wurde. Mittlerweile haben die Betreiber der Kanäle den Beitrag gelöscht.

Am Telefon will der Inhaber und Geschäftsführer von Düby, Beat Neukomm, zuerst keine Stellungnahme abgeben. In einem zweiten Anlauf sagt er dann aber: «In unseren Herzen achten wir alle Menschen gleich. Für uns gibt es keinen Unterschied.»
Für die Juso Oberaargau zeigt die Erdnüssliverpackung, dass auch die Schweiz vom Rassismus geprägt ist. Sie verweist auf die zahlreichen Bewegungen, Demonstrationen und Diskurse dieses Jahr. Sie alle seien sich darüber einig gewesen, dass koloniale Hintergründe aufgearbeitet und überwunden werden müssten.
Düby hat seinen Ursprung im Vertrieb von Kolonialwaren und Nägeln. Selbstverständlich sei dieser Verkauf dem heutigen Inhaber und der Mitinhaberin nicht mehr vorzuwerfen, schreibt die Juso.
Umso mehr befremde es, dass Düby trotz der Umwandlung Mitte des 20. Jahrhunderts zu einem Reformhaus im Jahr 2020 kolonialen Illustrationen nicht abgeneigt zu sein scheine. Die Jungpartei fordert deshalb die umgehende Auseinandersetzung mit dem gewählten, rassistischen Sujet sowie die sofortige Entfernung der Verpackung aus dem Sortiment.
Im Dezember nur noch Schriftzug
«Wir planen seit zwei Jahren, die Säckchen auszuwechseln», sagt Geschäftsführer Beat Neukomm. Dazu bewogen habe ihn die Reaktion gewisser Leute: «Manche regen sich darüber auf.» Doch Meinungen gebe es immer zwei.
Seit über 50 Jahren führe das Reformhaus diese gelben Säckchen. Alternativen ebenfalls in Gelb zu finden, sei schwierig. Und bei seiner Farbe wolle er bleiben, um sich von Grossverteilern wie der Migros abzuheben, die weisse Säckchen führe, sagt Neukomm.
Anfang Dezember treffen die neuen Säckchen laut dem Geschäftsinhaber ein: ohne Kopf, nur mit Schriftzug. Bis dahin bleiben die Säckchen, auf denen ein schwarzes Gesicht zu sehen ist.
Sind Sie oder jemand aus Ihrem Umfeld von Rassismus und benötigen Unterstützung? Im Kanton gibt es etwa das Beratungsnetz für Rassismusopfer.