In einem Klassenzimmer spielt in der Mitte des Raumes jemand auf einem Klavier hüpfende Töne. Dann erklingt zart aber kräftig eine Frauenstimme. In etwa dieses Bild vermittelt das erste Lied von Regina Spektors Album «What we saw from the cheap seats».
Die 40-jährige Musikerin beweist mit diesem Album einmal mehr die Neugier eines Kleinkinds: Sie macht hier ein Geräusch eines Gegenstands, der herunterfällt und dumpf aufprallt oder lässt da ein “Bau, baaau” ertönen – wie ein bouncender Gummiball. Sie ist für nichts zu schade.
Während das Album läuft, schweifen die Gedanken von der Freundin, die Regina Spektors Musik abgöttisch liebt, zum Freund, der sich über die unruhigen Wortwiederholungen nervt – ja sie können anstrengend sein – und deswegen aber auch die Qualität des Textinhalts nicht erkennt.
Denn mit ihren Zeilen und auch der musikalischen Experimentierfreudigkeit fordert Regina Spektor Zuhörende auf, Muster zu brechen. Sie kritisiert etwa patriarchale Machtstrukturen: “A man inside a room is shaking hands with other men / This is how it happens / Our carefully laid plans”. Niemand und insbesondere frau soll sich nicht fügen: “I am not a number” (Ballad of a Politician).
Ihre Melodie nimmt einem mit auf einen geheimen Frühlingsspaziergang, auf eine Bartour, auf eine nächtliche Jagd nach Freiheit. Die Musikerin lässt sich nicht in ein Klassenzimmer pferchen.