Kaum beachtete Kunst in Langenthal: In der Ausstellung «Lost Darlings» im Chrämerhuus sollen auch Werke, die sonst unter dem kunstkritischen Radar fliegen, einen Platz erhalten.
Hier wird eine Skulptur zu sehen sein, die ihre Plastikschläuche wie Tentakel bewegt. Es wird ein Gedicht über Mond, Flut und Schimmel zu lesen geben. Oder eine Figur zu betrachten, die auf einem kackenden Kamel sitzt und einem von der Zeichnung verstört entgegenschaut.
Hier, das ist in der Galerie CRMI des Kulturzentrums Chrämerhuus in Langenthal, wo am 7. Dezember die Ausstellung «Lost Darlings» eröffnet wird. Der Kurator, Loris Aregger, hat einen Aufruf für solche «verlorene Lieblinge» gestartet. Er will damit Werke sichtbar machen, die es bisher nicht in eine Ausstellung geschafft haben.
«Viele dieser Kunstschaffenden fliegen unter dem Radar der institutionellen Kunst», sagt Aregger und wirft eine grundlegende Frage auf: «Wer bestimmt, was Kunst ist?» Es sei emanzipativ zu sagen: «Das ist ein Werk.» Genau dazu möchte er die Leute mit dieser Ausstellung ermutigen. Wichtiger als die Qualität des einzelnen Werks scheint ihm der Gedanke:
«Was nährt dich? Was hält dich im Alltag geistig über Wasser?»
Zusammen verloren
Der Name «Lost Darlings» hat für Aregger eine doppelte Bedeutung: Einerseits bezieht sich das Verlorensein auf das Werk, das bisher kaum Beachtung bekam. Andererseits überträgt er das Gefühl auf den Menschen, der sich in Anbetracht der Weltlage verloren fühlt.
Wieder stellt er eine Frage: «Are you lost, darling?» (Bist du verloren, Liebling?) Und beantwortet sie gleich selber:
«Wir sind zusammen ‹Lost Darlings›.»
In der Galerie können sich die verschiedenen Menschen und Lieblinge im Verlorensein treffen.
Für die Teilnahme musste man Loris Aregger ein Foto von sich und dem «Liebling» schicken. Diese Fotografien hängt Aregger im Vorfeld als Platzhalter in der Galerie auf. Erst an der Vernissage bringen die Kunstschaffenden ihr Werk mit.
Die bisher unbeachteten Werke werden im selben Zeitraum ausgestellt, in dem auch die Cantonale Berne Jura stattfindet. Loris Aregger ist es jedoch wichtig festzuhalten, dass seine Ausstellung keine Protestaktion sei, im Gegenteil: «Die Leute können nach der Vernissage im Kunsthaus direkt zu uns ins Chrämi pilgern.» Dadurch würden sich im besten Fall verschiedenste Menschen begegnen.
Nicht nur das Publikum soll divers sein. Auch soll die institutionell anerkannte Kunst auf diejenige treffen, «die nicht auf dem offiziellen Parkett tanzen kann oder will». Der Galerieverantwortliche hat von 21 Personen Fotos erhalten. Darunter sind zwei Langenthalerinnen sowie Leute aus dem ganzen Kanton, aber auch aus Städten wie Basel oder Brüssel. Einige der Kunstschaffenden stellen ebenfalls an der Cantonale aus.
Die Vernissage soll in jeder Hinsicht ungezwungen werden: Es wurde zwar ein DJ aus Langenthal, Hausi Burkhard, gebucht. Jedoch sind diejenigen, die gern auflegen, aufgefordert, selber Platten mitzunehmen. Halten sie eine halbe Stunde durch, gibt es eine Flasche Champagner.
Die Vernissage von «Lost Darlings» findet am 7.12. um 19.30 Uhr, die Finissage am 11.1. im Chrämerhuus statt.